Barthel holt mit Bestzeit Bronze
Leichtathletik
Die Bautzenerin liefert im 400-m-Hürden-Finale eine glänzende Leistung ab. Rund 2 000 Zuschauer im Stadion sind von den Titelkämpfen begeistert.
Christian Kluge
Das war wirklich nichts für schwache Nerven, was sich gestern bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften auf der Müllerwiese abspielte. Nach zahlreichen Klasseleistungen in den Vorläufen und Finals am Sonnabend stand um 13.50 Uhr der Höhepunkt aus heimischer Sicht auf dem Programm: Der Endlauf über 400 m Hürden der Juniorinnen mit Lokalmatadorin Antje Barthel. Mit der elftbesten Meldeleistung war die Athletin des gastgebenden Bautzener LV Rot-Weiß im Programmheft notiert. Im Vorlauf am Sonnabend rannte sie in 61,30 Sek. bereits neue Bestzeit und stand damit im Finale der besten Sechs.
"Damit war der Druck weg. Mein Ziel war der Endlauf", meinte die 21-jährige Bautzenerin, die in diesem Jahr letztmals in der Juniorinnenklasse startberechtigt ist. Das Finale in Bautzen war also ihr letztes großes Rennen in dieser Altersklasse - und es war wahrlich eine Topleistung, die Antje Barthel dann zeigte. Bei leichtem Sonnenschein lief die Bautzenerin von Beginn an ihren Rhythmus zwischen den zehn Hürden perfekt durch. Sie hatte auf Bahn zwei startend die beiden Favoritinnen - Jonna Tilgner (Bremen) und Titelverteidigerin Claudia Wehrsen (Köln) - vor sich.
Nach der Hälfte des Rennens sah es noch längst nicht nach einer Medaille für Barthel aus. Doch als in der zweiten Kurve die Konkurrentinnen schwächer wurden, da holte die Bautzenerin Meter um Meter auf. Auf die Zielgerade bog sie bereits als Vierte, und mit der letzten Hürde hatte sie die knapp vor ihr liegende Veronika Vaas (Wasserburg) auf Bahn eins fast eingeholt.
Dann kam, was Trainer Wolfgang Schumacher und die zahlreichen Fans im Stadion erhofft hatten: Ihr knallharter Endspurt, wenn bei den anderen die Leistungskurve schon längst nach unten zeigt. 20 Meter vor dem Ziel warSie an Vaas vorbei und lief unbedrängt der Bronzemedaille und einer neuen Bestzeit entgegen, während ihre demoralisierte Konkurrentin im wahrsten Sinne des Wortes zusammenklappte und sich nach einem spektakulären Sturz erschöpft ins Ziel schleppte.
Ein toller Saisonabschluss
"Das war nach meinem sechsten Platz im Vorjahr ein wunderbarer Abschluss in der Juniorenklasse", jubelte Barthel im Ziel. "Ich bin sehr gut an die erste Hürde rangelaufen, und wenn die passt, dann passt es auch weiter mindestens bis zur siebenten Hürde." Dort musste die Bautzenerin dann den Laufrhythmus verändern. "In der zweiten Kurve pfiff auch der Wind etwas herein ins Stadion. Kann sein, dass die anderen damit mehr Probleme hatten." Die 21-Jährige hatte damit zumindest keine Schwierigkeiten und zog ihren Tempolauf voll durch, so dass am Ende neben dem Gewinn der Bronzemedaille in 61,11 Sek. auch die nächste neue Bestzeit stand.
Neben diesem Höhepunkt aus Gastgebersicht gab es jedoch auch noch zahlreiche andere gute Ergebnisse auf der Müllerwiese, obwohl die Spitzenleistungen teilweise unter den Erwartungen lagen. Daran war aber unter anderem auch das eher durchwachsene Wetter des ersten Tages schuld, als sich Sonne und Regenschauer regelmäßig abwechselten.
Im Sprint überzeugten unter anderem die Sieger Martin Keller vom LAC Erdgas Chemnitz über 100 m in 10,52 Sekunden und Till Helmke (TSV Friedberg-Fauerbach) als 200-m-Meister in 20,70 Sekunden. 110-m-Hürdenläufer Jens Werrmann vom LAZ Zweibrücken dominierte bei Gegenwind in 13,63 Sekunden vor dem Leipziger Willi Mathiszik (13,80).
Im Wurfbereich feierte der Berliner SCC-Athlet Robert Harting zwei Goldmedaillen mit der Kugel (17,37m) und dem Diskus (58,19 m). Bei den Juniorinnen erzielte Hammerwerferin Kathrin Klaas (Eintracht Frankfurt) mit 66,05 m das beste Ergebnis. Doppelmeisterin über 800 m und 1500 m wurde Katrin Traum vom Laufclub Erfurt in 2:08,55 bzw. 4:31,56 Minuten. Von den 41 vergebenen Titeln blieben insgesamt 15 in den neuen Bundesländern und Berlin. Insgesamt waren rund 800 Aktive aus über 220 Vereinen bei den Meisterschaften am Start.
"Die Veranstalter haben sich wirklich die größte Mühe gegeben. Die Sportler und auch die Funktionäre vom DLV haben sich durchweg positiv geäußert", meinte Wolfgang Gerstmann, Geschäftsführer des Leichtathletik-Verbandes Sachsen, nach den gelungenen Titelkämpfen in Bautzen.
Die entscheidende Szene im 400-m-Hürden-Endlauf. An der letzten Hürde ist Antje Barthel (hinten) auf die vor ihr liegende Veronika Vaas vom TSV 1880 Wasserburg herangekommen. Zwei Sekunden nach diesem Foto ist die Bautzenerin schon vorbei und Vaas stürzt entkräftet auf die Laufbahn. Fotos (2): Steffen Unger
BLV-Trainer Wolfgang Schumacher beglückwünscht seine Athletin nach dem tollen Hürdenfinale und dem Gewinn der Bronzemedaille.