Rekordverdächtiges Feld bei Deutscher Meisterschaft
Leichtathletik
Im Bautzener Stadion Müllerwiese treten in acht Pagen fast 800 Sportler mm Kampf um die Titel der Juniorenklasse an.
Christian Kluge
Mit so einem Andrang haben die Bautzener Organisatoren der 63. Deutschen Juniorenmeisterschaften in der Leichtathletik nicht gerechnet. Beim Meldeschluss standen 767 Aktive aus 212 Vereinen auf der liste, darunter 37 Sachsen aus acht Sportklubs. „Beim Deutschen Leichtathletik-Verband in Darmstadt wird deshalb der Zeitplan noch einmal umgebaut", sagte Wolfgang Schumacher vom Ausrichter Bautzener LV Rot-Weiß gestern im Rahmen einer Pressekonferenz im Stadion Müllerwiese.
Der rührige BLV-Trainer war es auch, der im Herbst 2004 die letztlich beim DLV erfolgreiche Bewerbung vorbereitet hatte - Hannover, Lage und Recklinghausen hatten das Nachsehen. "Im Mai 2005 stand dann unser 25 Personen umfassendes Organisations-Komitee", berichtete Gesamtleiter Uwe Ebermann. Schon Anfang 2005 nahmen die engagierten Bautzener jedoch schon eine der wichtigsten Hürden: Die Finanzierung.
"Der Vorstand der Kreissparkasse Bautzen hat gleich seine Unterstützung zugesagt", erläuterte Brigitte Richter von der KSK das Engagement der Bank, die 2005 bereits am Gelingen der Segelflug-WM in Klix ihren Anteil hatte. 10 000 Euro stellte die KSK für das "Unternehmen" Deutsche Meisterschaft 2006 zur Verfügung. Den gleichen Betrag gab es auch noch von der S-Finanz-Gruppe Sachsen. Die Stadt Bautzen sorgte in den letzten Wochen für alle notwendigen Instandsetzungsarbeiten im Stadion, das derzeit tatsächlich einem "Schmuckkästchen" gleicht.
"Die Müllerwiese gehört mit ihrer Ausstattung und ihrem Umfeld zu den schönsten Anlagen, die wir überhaupt in Sachsen haben", meinte Joachim Krüger, der Präsident des Leichtathletik-Verbandes Sachsen, der sich gestern ebenfalls vom Top-Zustand des Stadions überzeugte. "Ich denke, die Wettkämpfer werden am Ende der Titelkämpfe mit vielen guten Eindrücken aus Bautzen wegfahren." Dafür wollen auch Schumacher, Ebermann und die vielen Ehrenamtlichen des Bautzener LV Rot-Weiß sorgen. Insgesamt sind 170 Helfer am letzten Augustwochenende im Einsatz, die für einen reibungslosen Ablauf auch alle benötigt werden.
"Wir wollen auch zeigen, dass sich Bautzen zu einer wunderschönen Stadt entwickelt hat", wies Schumacher auf den Werbeaspekt für die Spreemetropole hin. Letzte und erfolgreiche Generalprobe für die Deutsche Meisterschaft waren die sächsischen Titelkämpfe im Mehrkampf aller Altersklassen, die der BLV Rot-Weiß im Juni einwandfrei über die Bühne brachte. "Das hat uns Mut gemacht", berichtete Schumacher, dessen zwei Topathleten nun auch ihrem Wettkampf auf der Hausbahn und vor eigenem Publikum entgegenfiebern.
Barthel will eine Medaille
Aussichtsreich für einen Platz im Endlauf und auf dem Siegertreppchen ist dabei vor allem Antje Barthel. Die Hürdensprinterin sammelte in den letzten Jahren und auch in der laufenden Saison zahlreiche Erfolge. Sie holte sich unter anderem den Süddeutschen Juniorenmeistertitel über 400 m Hürden und wurde vor einer Woche bei den Frauen Vierte. Auf Grund des großen Teilnehmerfeldes muss die BLV-Athletin auf jeden Fall im Vorlauf am Sonnabend ran und dort den Einzug ins Finale der besten Sechs am Sonntag sicherstellen.
Ihr Vereinskamerad Philipp Lukas hat dagegen andere Aussichten. Auf der Meldeliste steht er mit seiner Zeit zwar ganz am Ende, doch das schreckt den Bautzener wenig. „Das war schon oft so - und im Wettkampf stand ich dann viel weiter vorn", meint der 19-Jährige, der auch in den nächsten drei Jahren noch in der Juniorenklasse startberechtigt ist.
Insgesamt starten bei diesen Titelkämpfen 37 Athleten aus ganz Sachsen, darunter allein 14 vom LAZ Leipzig und neun vom LAC Erdgas Chemnitz. Die meisten Athleten kommen jedoch von den Landesverbänden Hessen, Bayern, Nordrhein und Baden, die allein 93 der 212 gemeldeten Vereine stellen. An Klasseleistungen dürfte es auch nicht fehlen, denn die bei der EM in Göteborg und WM in Peking erfolgreichen Junioren haben ebenfalls ihre Meldung abgegeben.