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Von Null auf Crossduathlon – Ein Erlebnisbericht

Zugegeben, es ist ziemlich verrückt, ohne nennenswerte Cross-Erfahrung mit einem geliehenen Mountainbike einen Cross-Wettkampf zu fahren. Es ist auch nicht unbedingt zur Nachahmung empfohlen, aber es hat Spaß gemacht.

Aber von vorn: Etwa zwei Wochen vor dem 2. Bautzener Crossduathlon ergab sich für mich überraschend die Möglichkeit, an diesem Wettkampf teilzunehmen. Mein Kollege und Vereinskamerad Mathias wollte gern den Läuferteil in einer Staffel übernehmen, ihm fehlte aber der Radfahrer. Ich war den ganzen Sommer mit dem Rad unterwegs, 60 bis 80 km im sportlichen Tempo war kein Problem, also sollten auch 20 km im Gelände funktionieren. Also haben wir uns angemeldet.

Meine Cross-Erfahrungen liegen 25 oder auch 30 Jahre zurück. Damals, im jugendlichen Alter, musste ich mit dem Rennrad durch den Wald crossen (Vermutlich war zu dieser Zeit das Mountainbike noch gar nicht erfunden, zumindest auf dieser Seite Deutschlands) „Querfeldein“ nannte man es damals und ich habe es gehasst. Zum einen wegen meines Rennrades, zum anderen wegen Abfahrten mit Spitzkehren und Anstiegen, die selbst schiebenderweise (für mich) kaum zu bezwingen waren. Trotzdem hatte es mich im vorigen Jahr schon gereizt einmal am Crossduathlon teilzunehmen.

Da beim Bautzener Crossduathlon ein MTB Pflicht ist, habe ich versucht ein MTB auszuleihen. Professionelle Fahrrad-Verleiher hatten immer eine andere Begründung, das Ergebnis war das gleiche: Es gab kein Mountainbike auszuleihen. Da ich ja „Erfahrung“ mit dem Rennrad hatte, war ich schon bereit mit einem gefederten Stadt-Rad zu fahren. Eine Idee hatte ich aber noch: Eine Rundmail an die Triathleten des BLV.

Ich hatte recht schnell drei Angebote bekommen. Ein einfaches O-See-erprobtes Rad war gleich mein Favorit. Glücklicherweise hatte es auch Kombi-Pedalen, so dass ich keine Spezialschuhe brauchte. Zu einer Probefahrt ist es aus zeitlichen Gründen nicht gekommen, „Wir treffen uns am Sonntagvormittag im Humboldthain“ …

Ein Rad hatte ich also. Zwei Stunden vor dem Wettkampfstart bin ich zum ersten Mal auf dieses Rad gestiegen und habe die Wettkampfrunde inspiziert. Gleich aus dem Stadion heraus: Eine Abfahrt mit Spitzkehre! Also Bremsen – Wow! – Hydraulikbremsen, was für ein Gefühl! – Kehre ging so – schnell schalten um den Anstieg wieder hoch zu kommen – ging auch. Nach der nächsten Kurve kam eine kurze aber steile Abfahrt. „Uff, hier soll ich runter?“, nach der nächsten Kurve gleich noch so ein Ding. „Okay, falls jemand hinter mir ist, werde ich ihn freundlicherweise erst vorbei lassen.“ Mit den Bremsen war es aber kein Problem, lebendig unten anzukommen.

Im weiteren Verlauf der Runde kamen noch drei Spitzkehren bei Abfahrten; eine Treppe runter, aber mit einer „Radrinne“ daneben und nicht so steil wie die ersten beiden Abfahrten. Glücklicherweise fehlten die „unüberwindbaren“ Anstiege. Trotzdem hatte ich zwei Anstiege identifiziert, dass es einfacher ist hoch zu schieben als zu fahren. Schon nach der ersten Runde war der Puls ordentlich hoch, die Geschwindigkeit im Keller. Also gleich noch eine Runde. Sagenhafte 10,8 km/h im Durchschnitt! Ich gebe Mathias Bescheid, dass er eine längere Pause zwischen seinen Lauf-Einsätzen haben wird. Da der nächste Wettkämpf beginnt, war das Einfahren beendet. Ich tanke Energie in Form von Kuchen und Cola und warte bis es endlich losgeht.

Nach dem Start musste ich weiter warten, dann Mathias musste erst seine 5 km absolvieren. Ich hatte im Wechselraum Zeit, meine Staffel-Gegner zu betrachten: Einer war deutlich älter als ich, zwei ungefähr mein Alter, vier Frauen und sonst deutlich jüngere Herren, die schon mit ihrem professionelle Outfit auffielen. Das heißt, eher bin ich mit meiner „normalen“ Laufkleidung aufgefallen.

Langsam wird es ernst: Die ersten Läufen kommen, die ersten Staffeln sind dabei, schnelle Wechsel, im Sprint auf die Radstrecke … ich habe mehr Zeit. Mathias kommt mit zwei anderen Sportlern im Schlepptau, also erst einmal zügig starten. An den beiden kleinen steilen Abfahrten hörte ich jemand anbrettern, sicherlich die beiden, die nach mir gestartet waren – Fehlanzeige, es waren die Führenden, die bereits die zweite Runde in Angriff nahmen! Sie mussten jetzt kurz warten, denn hier ging es nicht zu überholen.

Der weitere Verlauf der Runde war ohne nennenswerte Vorkommnisse. Einige Überholungen, aber an geeigneten Stellen. Beim Schieben berghoch war ich auch kaum langsamer als die, die hoch gefahren sind. Die erste Runde war mit über 13 km/h schon schneller als ich mir nach der Warmfahr-Runde zu träumen gewagt hätte. Und so ging es in die zweite Runde.

Durch meine Rundmail wegen des Rades kannten die Triathleten, die als Streckenposten eingeteilt waren, meine Geschichte. So bekam ich quasi an jeder Ecke persönliche Anfeuerungsrufe und Fragen, wie es mir geht und wie ich zurechtkomme. Da ich nicht so schnell unterwegs war, konnte ich auch die eine oder andere Antwort zurückwerfen. Die Runden waren kurzweilig, mit der Zeit überraschten mich kein Stein, keine Wurzel und kein Baumstumpf mehr, ich kannte sie schon alle. Auch die Angst bergrunter wurde weniger, die Kondition war ordentlich, die Rundenzeiten pegelten sich bei knapp unter 13 Minuten ein. Kurz: Es lief für mich super und besser als ich erwartet habe.

In der fünften Runde half ich einem Sportler, der mit Krämpfen vom Rad gehen musste. Ein Streckenposten löste mich ab, so dass ich weiterfahren konnte. Meinem Ziel lachend in die letzte Runde zu gehen, stand nichts mehr entgegen. Eine Runde noch, noch einmal das Tempo hochgezogen, Mathias die Startnummer übergeben, damit er noch einmal 2,5 km rennen kann. 1:19 h für 19,1 km entspricht 14,4 km/h – Ich habe mich schon lange nicht mehr so über 14 km/h gefreut wie an diesem Tag!

Mathias rannte deutlich schneller als den ersten Teil, wurde aber trotzdem kurz vor dem Ziel überholt. Die Zeit blieb bei 1:58:37 stehen, also deutlich unter 2 Stunden. 10 Sportler kamen nach uns noch ins Ziel, darunter auch der Sportler mit den Krämpfen. In der Wertungsklasse „Männerstaffel“ belegten wir den 14. (und leider letzten Platz), aber nur mit wenigen Sekunden Rückstand zum 13. Aber das war völlig egal. Es hat Spaß gemacht!

An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei Tilo bedanken, dass er mir mit seinem Rad dieses Erlebnis überhaupt ermöglicht hat. Mit meinem Stadt-Rad hätte es nicht funktioniert. Nach dem Warmfahren hatte ich gesagt, ich mache das nicht wieder. Jetzt bin ich mir da schon gar nicht mehr so sicher. Vielleicht fahre ich wieder mit Tilos Rad, aber ganz sicher würde ich Mathias wieder als Lauf-Partner mitnehmen.

Vielen Dank an den BLV und den RSV für die Ausrichtung des Wettkampfes. Ich bin am 02.10.2016 auf jeden Fall wieder dabei, ob mit dem Rad auf der Strecke oder mit dem Fotoapparat an der Strecke, das wird sich zeigen.

Von Null auf Crossduathlon – Ein Erlebnisbericht Von Null auf Crossduathlon – Ein Erlebnisbericht
Uwe und Mathias vor dem Start; Uwe auf seinem Leihrad Fotos: Christoph Mehnert

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